2016 war kein einfaches Jahr für Parrot: Alle anderen großen Multicopter-Hersteller haben simple, kleine Selfiedrohnen herausgebracht und praktische Modi zum automatischen Aufzeichnen toller Perspektiven entwickelt. Gut, auch die Franzosen waren nicht ganz inaktiv: Mit dem Follow Me Modus für den Bebop 2 kam ein (kostenpflichtiges) Update für die App zum Steuern des Copters heraus. Mit Swing und Mambo kamen zwei Drohnen für die jüngere Generation heraus und mit der Parrot Disco wurde die erste Flugzeugdrohne auf den Markt gebracht.


Was toll klingt, ist in der Praxis nicht ganz so eine tolle Liste von Errungenschaften: „Follow Me“ für den Bebop 2 kam erst nachdem ähnliche Funktionen bei DJI, Yuneec und diversen Start-Ups (AirDog, Hexo+ etc.) schon längst Standard waren. Zudem ist der Preis des Parrot Bebop 2 auch schon auf „Ausverkauf“ Niveau: Laut Preisvergleich von Copterdeals.de kostet der Copter nur 599 € MIT Skycontroller 2 UND FPV Brille.

Die Kinderdrohnen Mambo und Swing sind nette Gimmicks, stellen aber wohl kaum das Flaggschiff des ehemaligen Marktführers dar. Und dann wäre da noch die Parrot Disco. Groß angekündigt machte das Flugzeug erstmal einen super Eindruck! 2000 Meter Reichweite, FPV Streaming und vieles mehr waren angekündigt und dann… war Parrots Hoffnung doch nicht so toll wie angekündigt. Viele Nutzer hatten Probleme, überhaupt nach der Hälfte der 1000 Meter noch eine Verbindung aufrechtzuerhalten. Generell war Discos Einschlag in der Drohnenszene nicht so wie erhofft: Mehr als ein „ganz nett“ war für viele Tester nicht drin. Was zuerst nach kleineren „Problemchen“ klingt, wird mit einem Blick auf die Zahlen nicht besser: Das französische Unternehmen stieg mit ungefähr 18 € pro Anteil ins Jahr ein und konnte an Silvester nur noch 10 € in die Bücher schreiben.

Wie Parrot sich die Zukunft vorstellt

Wenn sich der Aktienpreis nahezu halbiert und alles nicht so richtig auf dem Markt einschlägt, muss was getan werden. Ein Team von 840 Mitarbeitern hat sich bei Parrot bisher um Drohnen gekümmert. 290 davon müssen gehen. So hat sich CEO Henri Seydoux entschieden. Das ist über ein Drittel der ganzen Abteilung!

Für die (ehemaligen) Mitarbeiter des (ehemaligen) Marktführers sicherlich tragisch, doch die Drohnenindustrie boomt. Ein neuer Job lässt sich hier mit langer Erfahrung sicherlich finden. Was die Entlassenen aber gewaltig stören wird, ist zu sehen, dass sie „ersetzt“ wurden. Ihr ehemaliger Arbeitgeber zieht sich nämlich mehr oder weniger aus dem Consumer Markt zurück und wird sich in Zukunft auf die industrielle Anwendung von Drohnen konzentrieren.

Dafür hat sich der Papagei ganze vier Start-Ups einverleibt: SenseFly, Airinov, MicaSense und Pix4D sind ab jetzt alle Teil von Parrot.

Damit all diese Firmen jetzt nicht einzeln gegoogelt werden müssen: Die Start-Ups beschäftigen sich hauptsächlich mit der Verbindung von Drohnen und Landwirtschaft und dem Kartographieren per Drohne. Dabei sieht zum Beispiel Airinovs Drohne der Parrot Disco verdächtig ähnlich. Was also aussah wie der Anfang vom Ende der Drohnenabteilung bei Parrot sieht eher wie eine Umorientierung mit neuen Mitarbeitern aus. Ob die Entlassungen gegenüber Parrots Ex-Mitarbeitern fair waren, sei mal dahingestellt. Laut Seydoux wird das Potenzial von UAVs in der Industrie noch nicht ausgeschöpft. Und genau da möchten die Franzosen anscheinend anknüpfen.

Wir werden sehen, ob Parrot sein Standing anderswo auf dem Drohnenmarkt wiedererlangt. Aber ob wir noch einen Bebop 3 sehen? Fraglich. Mehr zu der Situation in der offiziellen Pressemitteilung von Parrot.